Im Jahr 1936 veröffentlichte der damalige Kreimbacher Lehrer (1935 bis 1937, zuvor in Albersweiler) Walther Lorenz in „Unsere Heimat“, Jahrgang 1936/37, Seiten 144 bis 146 unter der Rubrik Die Winterverbrennung im Lautertal den Artikel Der „Alte Mann“ von Kreimbach. Ganz im damaligen Zeitgeist verhaftet, wurden vielfach alte „deutsche“ Traditionen durch die Nationalsozialisten neu belebt und ideologisch vereinnahmt. Vor diesem Hintergrund fand so nach alter Tradition am ersten Sonntag nach der Fastnacht, dem 01. März 1936, in Kreimbach und anderen umliegenden Dörfern wieder eine Winterverbrennung statt. Lorenz führt an, daß dies seit einem Vierteljahrhundert die erste dieser Art sei. Daraus läßt sich ableiten, daß dieser alte süddeutsche Brauch auch in unserer Region bereits mindestens im ausgehenden 19. Jahrhundert verbreitet war. Schauen wir uns den laut Lorenz „eigenartigen“, weil von den sonstigen Winterverbrennungen leicht abweichenden Kreimbacher Brauch also etwas genauer an.

Die ersten Vorbereitungen begannen bereits in der Fastnachtswoche und lagen in der Verantwortung der Schulentlassenen (Konfirmanden). So galt es zunächst, sogenannten „Widde“ 1Pfälzisches Wörterbuch: Widd (wid), Pl. Widde: biegsame Rute, Gerte, dünner Zweig, oft junge Schößlinge von Birke, Buche, Eiche, Hainbuche, Hasel, Weiden; zum Strang gedreht zum Binden von Reisigwellen, Reben usw., als Tragriemen, Henkel zu beschaffen. Darunter sind noch junge, biegsame Buchenzweige zu verstehen, mithilfe derer der „alte Mann“ genannte Winter später gefesselt werden konnte. Sind sie in ausreichender Zahl gefunden, werden sie geschnitten, gebündelt und zurück ins Dorf getragen. Dort sammelte man sie unter der Linde. Anschließend zog man erneut hinaus, diesmal in Begleitung des Waldschützen, um einen „alten Mann“ auszusuchen. Dieser wurde in Kreimbach durch eine entsprechend prächtig gewachsene Kiefer verkörpert, die nach dem Schlagen ebenfalls zurück ins Dorf gebracht und zu den Witten unter die Linde gelegt wurde. Nun folgt mit Unterstützung der Eltern und Verwandten an mehreren Abenden die Vorbereitung der Schlingen. Hierzu werden die Witten zunächst mehrfach verdreht, anschließend am dünnen oberen Ende herumgebogen und zu einer Schlinge gebunden.

Der Tag der Winterverbrennung beginnt am Morgen mit dem Strohsammeln. Die Konfirmanden, unterstützt von den anderen Kindern, ziehen von Haus zu Haus, um Strohwische, Reisigbündel und Kartoffelstecken zu sammeln. Auch dieses Brennmaterial wird bei dem anderen Baumaterial unter der Linde gesammelt. Anschließend beginnt der eigentliche Bau des „alten Mannes“. Die Witten werden mit etwa ein bis zwei Metern Abstand voneinander parallel auf den Boden gelegt. Hierauf wird dann ein Bett aus Stroh, Reisig und Kartoffelstecken ausgelegt, wobei die Witten auf beiden Seiten noch unter dieser „Matratze“ herausschauen müssen. Auf dieses Strohbett wird sodann der Kiefernstamm gelegt und sogleich mit einer Decke aus Stroh, Reisig und Kartoffelstecken bedeckt. Nun führt man das dicke Ende der Witte durch die Schlinge am anderen Ende und zieht sie unter großer Kraftanstrengung so eng wie möglich zusammen und fixiert sieht. Die so entstandene Strohrolle erhält nochmals ein Bett und eine Decke aus Stroh, welche diesmal aufgrund des Umfanges nun mit doppelt genommenen Witten zusammengebunden werden. Jetzt ist der „alte Mann“ fertig und wird mit einem Fuhrwerk unter Begleitung der Konfirmanden und vieler Dorfbewohner auf die Anhöhe über dem Dorf gebracht.

Im Dorf werden nun für den Abend in vielen Häusern Strohfackeln für die Kinder hergerichtet, unten angespitzte Bohnenstangen, die am oberen Ende mit Strohwischen umwickelt werden. Mit dem Einbruch der Dunkelheit ziehen die Konfirmanden, Schulkinder und Eltern mitsamt der noch nicht brennenden Strohfackeln hinauf auf die Anhöhe, wo der „alte Mann“ am Vormittag aufgestellt wurde. Nun beginnt sie, die Winterverbrennung. Die Konfirmanden zünden zunächst den „alten Mann“ an. Die mitgebrachten Strohfackeln werden anschließend an seinen lodernden Flammen entzündet und in den Boden gespießt, in die Höhe gehalten oder gar hin und her geschwungen.