Die Geschichte der Müllerfamilie Scheidt beginnt mit ihrem Urahn Nicoln Scheiten (ca. 1605 – ca. 1650). Dieser läßt laut Kirchenbuch am 14. März 1641 seine Tochter Anna Margretha in Rutsweiler taufen, zugleich fungiert er zu dieser Zeit als Amtsbüttel der Schultheißerei Wolfstein. Später verlegt er seinen Wohnsitz dann nach Rothselberg und ist dort für das Jahr 1650 als Einwohner Nicol Scheyd belegt 1Christmann, Ernst: Dörferuntergang und -wiederaufbau im Oberamt Lautern während des 17. Jahrhunderts; S. 150, № 15. Ob es sich bei dem am 04. Dezember 1619 als Bürger in Kaiserslautern aufgenommene und laut Audienzprotokoll vom 28. September 1633 gegen Philipp Culman in Sachen Korb’sche Erbschaft klagende Waffenschmied Hanß Scheydt 2Herzog, Heinrich: Kaiserslautern 1620 – 1650 Bürger, Hintersassen, Ortsfremde, Soldaten, Flüchtlinge und andere Personen; S. 37, № 589 um den Vater des Obengenannten handelt, ist, auch aufgrund des Schmiedehandwerks, durchaus denkbar, konnte bislang aber nicht nachgewiesen werden.

Für das Jahr 1684 ist der Sohn des Nicol Scheyd, Hanß Nickel Scheydt als Einwohner von Rothselberg verzeichnet 3Christmann, Ernst: Dörferuntergang und -wiederaufbau im Oberamt Lautern während des 17. Jahrhunderts; S. 151, № 20 und gehört laut Schatzungsprotokoll der Schultheißerei Rothselberg vom 08. Oktober 1684 4Drumm, H.: Schmeißbacher Mühle und Familie Scheidt, in: Westricher Heimatblätter, Jahrgang 3, № 6 vom Juni 1939; S. 46 dem dortigen Schatzungsausschuß an und verfügt über ein geschätztes Vermögen von 190 fl..

In der darauffolgenden Generation finden wir mit Philipp(us) Scheid (1670-1729) den ersten Bezug zur Schmeißbacher Mühle. Geboren wurde dieser eine von bislang drei bekannten Söhnen des Hanß Nickel Scheydt etwa 1670 und erlernte später das Schmiedehandwerk. Für das Jahr 1697 wird er als Müller auf der Schmeißbacher Mühle genannt, so daß angenommen werden kann, daß er dort beim damaligen Müller Johann Wilhelm Jung im Lohn stand und auf dessen Nachfolge vorbereitet werden sollte. Allerdings verliebte er sich in eine Tochter des Müllers, Susanna, welche er 1701 oder 1702 ehelichte. Daraufhin mußte er die Mühle wieder verlassen, ging zurück nach Rothselberg in sein Elternhaus und arbeitete dort als Schmied 5Drumm, H.: Schmeißbacher Mühle und Familie Scheidt, in: Westricher Heimatblätter, Jahrgang 3, № 6 vom Juni 1939; S. 46.

Da der alte Müller Johann Wilhelm Jung keinen männlichen Nachfolger in seiner Familie etablieren konnte, griff er letztlich auf seinen Schwiegersohn in Rothselberg zurück, regelte die Erbfolge zugunsten seiner Tochter, dessen Ehefrau Susanna und somit übernahm der erste Müller Scheidt die Schmeißbacher Mühle.

Der dritte Sohn aus dieser Ehe, Johann Wilhelm Scheid (1710-1772) übernahm 1729 nach dem Ableben seines Vaters Philipp(us) die Mühle. Er war zweimal verheiratet und hatte aus der ersten Ehe einen Sohn, aus der zweiten weitere elf Söhne und Töchter. Ungefähr 1770 wurde die Schmeißbacher Mühle dann in eine Mahl- und Ölmühle aufgeteilt. Johann Wilhelm Scheid blieb Müller auf der Mahlmühle, während die neue Ölmühle von einem Sohn aus der zweiten Ehe, dem Ölmüller Johann Henrich Scheid (1750-1780) übernommen wurde.

Zu einer Familientragödie soll es im Jahre 1771 gekommen sein. Es heißt, der Ölmüller Johann Henrich Scheid erschoß vermutlich aufgrund von Vermögensstreitigkeiten seinen Stiefbruder aus der ersten Ehe des Vaters, den Müllermeister in Offenbach, Johann Wilhelm Scheid 6Drumm, H.: Schmeißbacher Mühle und Familie Scheidt, in: Westricher Heimatblätter, Jahrgang 3, № 6 vom Juni 1939; S. 47. Kaum ein Jahr später starb Johann Wilhelm Scheid und der zweitälteste Sohn aus der zweiten Ehe, Johann Nicolaus Scheid (1738-1802) übernahm die Mahlmühle.

Da der Ölmüller Johann Henrich Scheid bereits 1779 mit nur 29 Jahren verstarb, fiel die Ölmühle zurück an die Mahlmühle und der Müller Johann Nicolaus Scheid gab sie an seinen ältesten Sohn, Johann Nicolaus Scheid den Jüngeren (1769-1831) weiter *Der Umstand, daß der neue Müller bei der Übernahme der Ölmühle somit erst zehn Jahre alt gewesen wäre, ist noch näher zu untersuchen. Im Jahr 1802 starb der alte Mahlmüller Johann Nicolaus Scheid und seine Mühle ging nun an den zweitältesten Sohn und Bruder des Ölmüllers Johann Nicolaus Scheidt dem Jüngeren, Heinrich Scheid (1779-1830) 7Drumm, H.: Schmeißbacher Mühle und Familie Scheidt, in: Westricher Heimatblätter, Jahrgang 3, № 6 vom Juni 1939; S. 47.

Im Jahr 1830 stirbt Heinrich Scheid und die Mahlmühle geht auf seinen erstgeborenen Sohn Henrich (auch: Heinrich) Scheidt (1805-1868) über, während kaum ein Jahr später, nach dem Ableben des Johann Nicolaus Scheid d. J. 1831, die Ölmühle wiederum auf dessen drittältesten, lebenden Sohn Georg Adam Scheidt (1796-?) übergeht 8Leonhard Betti und Klaus: Familienbuch der reformierten-protestantischen Pfarrei Rothselberg mit den Gemeinden Rothselberg – Kaulbach/Schmeißbach – Kreimbach und Frankelbach 1730 – 1875, 2002; Ref, Eberhard: Pfälzisches Mühlenlexikon.

Der Müller Heinrich Scheidt stirbt 1868 und die Mahlmühle geht damit auf seinen erstgeborenen Sohn Heinrich Wilhelm Scheidt (1843-?) über. Er wird der letzte Mahlmüller der Familie Scheidt auf der Schmeißbacher Mühle sein.

 

 

 

Die Ölmühle geht nach 1845 von Georg Adam Scheidt auf seinen erstgeborenen Sohn Johann Nicolaus Scheidt (1815-?) über. Er wird 1852 als „Ölmüller und Gutsbesitzer auf der Schmeißbacher Mühle“ erwähnt 9Zivilstandsregister, 1802-1906, Sterberegister Kaulbach: Tote 1818-1875. Als letzter Ölmüller und vermutlich direkter Nachfolger erscheint Ludwig August Scheidt (1847-?), ein Bruder des Mahlmüllers Heinrich Wilhelm Scheidt.

Trotz intensiver Bemühungen und teilweise eigentümlicher Geschäftsideen, waren beide Müller am Ende nicht in der Lage, den Ruin abzuwenden. So betrieb Heinrich Wilhelm Scheidt neben der Mühle auch eine Kohlen- und Weinhandlung, verkaufte Münchner Flaschenbier und eine wohl besondere Spezialität: den „Trainier“-Rotwein. Diesem Getränk schrieb man überaus positive gesundheitliche Aspekte zu. Begleitend hierzu übersetzte sein Sohn Heinrich Ludwig (auch: Ludwig Heinrich) Scheidt ein Buch des französischen Arztes Louis Druet zu diesem Thema und gab es 1895 im Eigenverlag heraus.

Der Mahlmüller Heinrich Wilhelm Scheidt verlor letztlich durch unglückliche Bewirtschaftung und Spekulation sein gesamtes Vermögen und damit auch die Mühle 11Drumm, H.: Schmeißbacher Mühle und Familie Scheidt, in: Westricher Heimatblätter, Jahrgang 3, № 6 vom Juni 1939; S. 48.

Aber auch der Ölmüller Ludwig August Scheidt mußte nur einen Tag später Konkurs anmelden.