Im August 2023 wurde bei Aushubarbeiten rund um einen zu entfernenden Wurzelstock eines alten Baumes auf dem Friedhof in Kaulbach ein alter Grabstein gefunden. Dieser wurde dort vor langer Zeit vermutlich zur Verfüllung verwendet.
An sich stellt dieser Fund zunächst keine Besonderheit dar, dürfte dies doch auf vielen Friedhöfen über lange Zeit ähnlich pragmatisch gehandhabt worden sein. Besondere Aufmerksam weckte dann allerdings der Nachname „Scheidt“ auf diesem Grabstein. Noch dazu, da er gleich zweimal erscheint.
Zunächst aber zum Grabstein selbst. Es handelt sich um einen Kissenstein aus hellem Sandstein, darin eingelassen ein schwarze ovale Natursteinplatte. Diese trägt die folgende Inschrift:
Hier
ruht in Gott
Philippina Scheidt
geb. Scheidt
geb. 2. Sept. 1841 gest. 28. Juli 1896
Ruhe sanft!
Wer war nun diese Philippina Scheidt, geborene Scheidt? Ein Blick in den Stammbaum war zunächst keine Hilfe, da sie zu diesem Zeitpunkt dort noch nicht erfaßt war. Erste Ansätze brachte dann die Recherche in den Zivilstandsakten. Anhand des Sterbedatums konnte der zugehörige Sterbakt recherchiert werden, dessen Abschrift folgt.
Nr. 14
Kreimba, den 29. Juli 1896
Vor dem unterzeineten Standesbeamten erien heute, der Perſönlikeit nach bekannt, der Ackerer Wilhelm Scheidt der Erste, wohnhaft zu Kaulba und zeigte an, daß ſeine Ehefrau Philippina, geborene Scheidt, fünfzig vier Jahre, zehn Monate alt, proteſtantier Religion, wohnhaft zu Kaulba, geboren zu Kaulba, Toter der verlebten Ehe- und Ackersleute Michael Scheidt und Maria Elisabetha, geborene Gehm, beide zuletzt wohnhaft in Kaulba, zu Kaulba am at und zwanzigſten Juli des Jahres tauſend at hundert neunzig und ſes, namittags um zwölfeinhalb Uhr verſtorben ſei.
Vorgeleſen, genehmigt und unterrieben.
gez. Wilhelm Scheidt 1.
Der Standesbeamte
gez. Scheidt.
In Übereinſtimmung mit dem Hauptregiſter beglaubigt
Kreimba am 29ten Juli 1893
Der Standesbeamte.
Scheidt.
Es handelt sich somit bei Philippina Scheidt, geb. Scheidt um die Tochter des Michael Scheidt und der Maria Elisabetha geb. Gehm. Diesen Michael Scheidt finden wir im Stammbaum als einen Sohn des Ölmüllers Johann Nicolaus Scheid des Jüngeren (1769 bis 1831). Ihren Ehemann Wilhelm Scheidt den Ersten finden wir ebenfalls im Stammbaum als Sohn von Johann Jakob Scheidt (1800 bis 1860) und Elisabetha Margaretha, geb. May. Johann Jakob war zugleich ein Bruder des Johann Nicolaus. Als Kuriosum am Rande ist der Sterbakt auch noch von einem Standesbeamten namens Scheidt beglaubigt. Hierbei handelt es sich um Nikolaus Scheidt, welcher von 1893 bis 1919 Bürgermeister der Bürgermeisterei Kreimbach war. Auch er entstammt der Müllerfamilie Scheidt.
Über den Vater der Verlebten, Michael Scheidt, wissen wir dank zweier kleiner Zeitungsnotizen auch noch etwas mehr zu berichten. Zunächst wurde er im Jahre 1851 in der Nacht vom 27. auf den 28. März Opfer eines Einbruchdiebstahls. Der Königliche Untersuchungsrichter Hecht in Kaiserslautern ließ den Vorfall am 11. April 1851 im Königlich bayerischen Amts- und Intelligenzblatt für die Pfalz Nr. 35 mit einem Zeugenaufruf bekanntmachen. Besonders Interessant ist hierbei die genaue Auflistung der gestohlenen Gegenstände.
Es ist anzunehmen, daß der oder die Diebe, zumindest für eine Weile, wenig Hunger leiden mußten.
Die zweite Zeitungsnotiz stammt aus der Pfälzer Zeitung Nr. 129 vom 05. Juni 1863. Es handelt sich um die Ankündigung der Mobilienversteigerung durch die Wittwe des Michael Scheidt, nachdem dieser am 22. März 1863 verstorben ist. Darin läßt sich ein kleiner Überblick darüber gewinnen, welche Gegenstände ein gewöhnlicher Ackersmann im Kaulbach jener Zeit zu seinem Besitz zählte.